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Frau Anna von Rappach, Äbtissin zu Wien,
Trug wunderlich Wünschen zur Schau:
Beichthören, das tät sie fürs Leben so gern!
Es wird ja gebeichtet dem geistlichen Herrn,
Warum nicht der geistlichen Frau?
Als solches der Bischof von Passau vernahm,
Er lachte sich Tränen zu Tal:
„Und ist sie so heiß für das Beichten entbrannt,
So sei ihr zur Probe ein Domherr gesandt,
Der soll ihr erst beichten einmal!“
Bald stellte hierauf der Äbtissin galant
Ein Domherr als Beichtkind sich vor.
Sie sagte: „Vergesset in mir das Geschlecht“,
Und setzte sich züchtig im Beichtstuhl zurecht,
Dem Sünder hinneigend das Ohr.
Und sieh – wie ein Feuerlein mählich erwacht,
Bald knistert es hie und bald da,
Halb brennt’s noch zuwenig und halb schon zuviel,
Begann nun die Sünde ihr züngelndes Spiel
Und drängelte zischend sich nah.
Frau Anna von Rappach erkannte entsetzt:
Hier stellte ein Meister sich vor!
Er setzte die Orgel der Sünde in Brand,
Er zog die Register mit kundigster Hand,
Ihm fehlte kein Stimmlein im Chor.
Doch ob sie zutiefst auch in Schauern empört,
Da Satan sich also erfrecht,
Sie sagte in Demut: „Es sei dir verziehn!
Nun bete zur Buße drei Ave-Marien,
Du armer, du sündiger Knecht!“
„Ei“, meinte der Domherr, „das will ich wohl tun,
Doch sagt’ ich das Schwerste noch nicht!
Das Schwerste, das würgt mir im Schlund wie ein Stein!“
– „Bekennt es!“ ermahnte sie, „fügt Euch darein!
Nun ward Euch Bekennen zur Pflicht!“
„Wohlan“, sprach der Domherr und atmete tief,
„O löst von der Sünde mich frei!
Wie soll ich’s nur sagen, wie zwing’ ich die Scham?
Nun denn, so vernehmt, was noch keiner vernahm:
Ich leg’ jeden Morgen ein Ei!“
Da warf sich Frau Anna im Beichtstuhl zurück
Und barst fast vor Lachen entzwei.
Sie stöhnt: „O Wunder der Theologie,
Der Domherr von Passau, haha und hihi,
Der legt jeden Morgen ein Ei!“
Es gellte ihr Lachen durch Hallen und Wand,
Die Schwestern, die stürzten herbei.
„O hört, Dorothea, Beata, Marie –
Der Domherr von Passau, haha und hihi,
Der legt jeden Morgen ein Ei!“
Aufflatterten prustend wie Entlein im Teich
Die Nönnlein mit großem Geschrei:
„Solch köstliche Mär wir vernahmen noch nie –
Der Domherr von Passau, haha und hihi,
Der legt jeden Morgen ein Ei!“
Schon wußt’ es die Köchin, der Fuhrknecht im Stall,
Die Magd in der Milchmeierei,
Bald gab’s keinen Mund, der nicht pfiff oder schrie:
„Der Domherr von Passau, haha und hihi,
Der legt jeden Morgen ein Ei!“
Bald ging’s auf den Gassen als Spottlied umher,
Die Buben, die sangen: „Juchhei“,
Auf dem Mist in der Früh kräht der Kikeriki:
„Der Domherr von Passau, haha und hihi,
Der legt jeden Morgen ein Ei!“
Als solches der Bischof von Passau vernahm,
Er nickte und sagte: „Schau, Schau,
Beichthören, das tät sie fürs Leben so gern?
Es wird ja gebeichtet dem geistlichen Herrn,
Warum nicht der geistlichen Frau?
Mein findiger Domherr, haha und hihi,
Der legte das richtige Ei!
Wie habt, Frau Äbtissin, Ihr schlecht Euch bewährt!
Doch hat mich die Probe nichts Neues gelehrt.
Nun ist’s mit dem Beichten vorbei!“
So ist auch dies Liedel vorbei, dideldei,
Haha und hihi und Juchhei!
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